Liebe Amelie! F?NF

Sollen wir das, was wir manchmal als Spinnspa? geschrieben haben, machen?
– Ein Buch mit Ausz?gen aus unseren Briefen? Immerhin, geschrieben ist doch schon alles. Bliebe nur das bi?chen Arbeit des Sichtens, Sortierens und Zusammenstellens … Ja, Amelie, und wie stellst Du Dir das so vor? An wem bitte soll das bi?chen Arbeit kleben bleiben? La?' mich raten … Ich hab' schlie?lich Zeit. Der Ehemann wieder mal unanwesend. Nichte und Neffe bis zwanzig nach eins in der Schule. Mein Arbeitsplatz – die Drogerie in Holt – nach 50j?hrigem Bestehen und seit zwei Jahren geschlossen. Der kleine Haushalt, die winzige Wohnung. Das Manuskript zu meinem dritten Buch fast komplett von der Roh- in die (vorl?ufige) Endfassung verbracht (die restlichen hundert Seiten erledige ich w?hrend zwei oder drei Nachtstunden) – Amelie, Du hast Recht. Der Moment ist – und alle Sterne stehen – so g?nstig wie nie: Unser Buch, das k?nnte ich fix dazwischenschieben. Wenn der Ehemann erst mal heimkehrt – die sechs Wochen n?hern sich dem Ende -, dann kommt man zu nichts. Aber wem erz?hl' ich das! Und haben wir nicht in einem – wie ich zugeben mu? – launigen Augenblick mit fester Stimme der Welt verk?ndet: WIR MACHEN ES! Wir machen es, sobald wir alle senkrecht stehenden Deckel in Steilposition aus dem Weg ger?umt haben! Du, Amelie, seit Mittwoch Abend (Du wei?t der Mittwoch ist mein Tag), also seit dem Abend, genau seit 20.15 Uhr sieht es so aus, als h?tte ich den ersten Deckel beiseite geschafft. Jedenfalls hab' ich mir in genau dem Moment einen neuen, noch nadelspitzen Bleistift und ein B?ndel wei?es, noch unschuldiges Papier geschnappt, zwei Liter Kaffee aufgebr?ht, die Schreibtischlampe angeknipst – und seither sitze ich hier, an meinem kampferprobten Schreibtisch. Ich bin dabei meinen Teil des Versprechens einzul?sen. Da ich nun gerade mal Zeit hab'. Und das Ganze ja eh kurz und b?ndig werden soll. Und – im Spinnen sei ich ohnehin TOPP, hat Julian gesagt. TOPP, EINS PLUS sogar.