Вручение ноябрь 2003 г.

Страна: Германия Место проведения: город Ханау Дата проведения: ноябрь 2003 г.

Премия братьев Гримм города Ханау

Лауреат
Klaus Böldl 0.0
Island und die Färöer-Inseln -- die wenigsten wissen viel mehr über dieses äußerste Ende Europas, als dass es karg, schroff, kontrastreich und schön, unglaublich schön sein muss. Dass dem tatsächlich so ist, belegt die Lektüre von Klaus Böldls literarischem Kabinettstückchen Die fernen Inseln. Böldl, Skandinavist und Übersetzer mittelalterlicher isländischer Literatur, hat keinen Reisebericht geschrieben, sein Buch ist mehr -- und weniger. Weniger, weil es Island-Reisenden kaum als sinnvolle Vorbereitung wird dienen können. Und mehr, weil es in präziser, suggestiver Sprache die Stimmung einzufangen vermag, die diese Inseln -- offenbar -- so magisch und einzigartig macht.
Ein Ich schildert seine Eindrücke, Beobachtungen und Empfindungen beim Durchstreifen der nordischen Welt, wobei man nichts darüber erfährt, was dieses Ich in Island und auf den Färöern will, soll, tut. Es ist einfach da, dieses Ich, und beschreibt -- das ist sein alleiniger Zweck. Auf eine sehr eindringliche Weise, die sehr klare, farbenfrohe Bilder evoziert, skizziert es Natur, Zivilisation und Menschen -- und nimmt den Leser zwischendurch immer wieder auf Ausflüge in die eigentümliche Geschichte der Inseln und in die verwunschene Mythologie der nordischen Sagenwelt mit. Viel Abseitiges und Kurioses erfährt man hier, zum Beispiel dass man einer Überlieferung zufolge "das nach einer Epidemie stark dezimierte Volk der Isländer dadurch wieder zu lebensfähiger Stärke aufrüsten wollte, indem man den Frauen erst nach der Geburt des sechsten Kindes von Amts wegen die Jungfernschaft absprach."

Dieses Buch ist nichts für eilige Leser. Man muss viel Muße mitbringen und sich die Zeit nehmen, Satz für Satz den detaillierten, oft jeden Farbtupfer würdigenden Beschreibungen Böldls nachzuhorchen und so die Bilder einer wind- und wasserumtosten nordischen Welt vor dem inneren Auge auferstehen zu lassen. Wer dem schmalen Band ein paar Stündchen und eine gehörige Portion Geduld zu opfern bereit ist, der wird allerdings reich belohnt werden. --Christoph Nettersheim