"Sie räsoniert nicht, sie erzählt, schlicht und unprätentiös, in atmosphärisch überaus dichten, beinahe filmhaften Szenen." (Badische Zeitung) - was die Presse an Enquists Romanen zu loben fand, gilt in verstärktem Maße für die in diesem Band versammelten Erzählungen. Behutsam entwirft sie Menschenschicksale, die in der Konfrontation mit einschneidenden Erlebnissen geprägt oder verändert werden. Und wie nebenbei lernt man das Leben in Holland in den letzten 150 Jahren kennen.
Da gibt es den Jungen Jakob im Jahre 1849, der lieber lesen und schreiben lernen möchte, als mit dem Vater und dem Bruder zum Flundernfischen auf dem Eis zu gehen, und der dann, bei einer unfreiwilligen Überquerung der Zuidersee, damals noch Meeresbucht, als einziger überlebt. Oder den kleinen Jelle, dessen Vater am Deichbau mitarbeitet und der nicht versteht, warum sie auf einer künstlichen Insel leben müssen, auf der keine Bäume wachsen. In der Gegenwart kehrt eine Dichterin in das ihr seit der Kindheit verhaßte Delft zurück, erlebt unerwartet eine wunderbare Nacht mit einem Fremden, der ihr ein verschollenes Bild von Vermeer zeigt; als sie den Mann wiedertreffen will, ist jedoch alles verschwunden - er, sein Haus, das Bild.
In zehn ganz unterschiedlichen Geschichten spürt Anna Enquist der Frage nach, was den Menschen zu dem macht, was er ist, und erzählt mit leichter Hand von unerhörten Begebenheiten.
