Вручение 2002 г.

Страна: Германия Место проведения: город Франкфурт-на-Майне, Литературный дом Дата проведения: 2002 г.

Литературная премия фонда Юргена Понто

Лауреат
Жужа Банк 0.0
Man kennt das von alten Schallplatten: Das Rauschen und Knistern löst nostalgische Gefühle aus, sogar die ersten beiden Hänger findet man irgendwie spaßig, doch beim dritten Mal nervt es. Altmodisch ist das Romandebüt von Zsuzsa Bánk dabei gewiss nicht, eher schon zu postmodern.

Im ersten Kapitel ist die Welt noch einigermaßen in Ordnung, die Familie der Icherzählerin Kata intakt. Zugleich wird klar, dass alles, was nun kommt, Katas Erinnerung entspringt. Wie ihr Vater Kálmán bei seiner Fotosammlung ist sie darauf angewiesen, "die Bilder ... immer wieder neu zu mischen". Die Mutter erscheint als "Nebelspalterin", obwohl sie auf dem Weg zur Arbeit schließlich doch jeden Morgen von den dichten Dunstschleiern der ungarischen Provinz verschluckt wird. Und eines Tages ist sie endgültig weg -- nach Westdeutschland geflohen, kurz nach dem Aufstand von 1956. Was sie fortgetrieben hat -- ihr unnahbarer Ehemann, die Enge des Dorflebens -- bleibt offen, ist für die Hinterbliebenen, zumal die Kinder, sowieso zweitrangig.

Sie müssen sich fortan auf einer rastlosen Odyssee durch das halbe Land mit diversen Ersatzfamilien arrangieren, was vor allem den jüngeren Bruder Isti zusehends überfordert, bevor sie am Plattensee vorläufig zur Ruhe kommen. Das Gewässer, ein Paradies für die besessenen Schwimmer Kálmán und Isti, wird mit seiner scheinbar unbewegten Oberfläche zur Metapher für eine Zeit- und Ereignislosigkeit, die Kata immer weniger als kindliches Moratorium, sondern als Erstarrung, als quälendes "Warten im Dazwischen" empfindet. Die Atmosphäre an diesem Zaubersee beschwört Bánk in schönen, schlichten Bildern (das flirrende Licht wie "ein Netz vor dem Himmel"). Gleichzeitig versieht sie den goldenen Westen der Mutter -- etwas gar geflissentlich -- mit den nötigen Grautönen.

Was diesen elegischen Abgesang auf die Kindheit etwa ab der Hälfte ziemlich anstrengend macht, sind die ausbleibenden Tempowechsel, die fehlenden Variationen in der Tonlage. Wendungen mit "ich weiß nicht", "ein bisschen", "vielleicht" tauchen derart gehäuft auf, dass man Vorsatz unterstellen darf, was den ermüdenden Lesern freilich nicht hilft. Der unablässig betonten Subjektivität der Erinnerung entspricht ein Bemühen, alles zu erklären, am besten doppelt: "Isti nickte ... als sei es zu mühsam, als habe er keine Kraft dafür." Auch der Erzählung droht der Stillstand, bevor sie gegen Ende wieder an Fahrt gewinnt.

Berückend stille Tage am See münden -- vielleicht gewollt, man weiß es nicht -- in bedrückender Monotonie. Die Überblendung von persönlichen Katastrophen mit dem nationalen Trauma der niedergeschlagenen Revolte bleibt schemenhaft. Uneingeschränkt empfehlen kann man das Buch daher nur hochgradig See-Süchtigen und Langstrecken-Lesern mit Durchhaltevermögen. --Patrick Fischer